2020 war intensiv und Startschuss für meine Neuausrichtung!
Zusammenfassung: Warum 2020 trotz COVID-19 das beste Jahr für mich war!
Keine Frage: 2020 war turbulent und überwiegend unerfreulich. Rein wirtschaftlich hat es sich für mich persönlich zu einem Spitzenjahr entwickelt. Ich habe enorm von meinen 8 Jahren als Remote-Worker profitieren können. Ein Umstand, über welchen ich sehr dankbar bin und worauf ich mich nicht ausruhen werde. Daher geht 2021 mit einer Neupositionierung einher: Weg von alteingesessenen Kanzleien und hin zum Nachwuchs!
Das Home-Office-Paradoxon
Ich erinnere mich zurück an 2012 und meine Zeit als Managerin of M&BD in einer Kanzlei. Meinen Job mochte ich immer sehr gerne – auch wenn Partnerschaften manchmal irrwitzige Ansprüche an Mitarbeiter stellen. Was mich jedoch mehr und mehr störte, waren die fehlende Flexibilität und die unantastbare Präsenzkultur.
Als zweifache Mutter sind 40 Stunden im Büro ein gewisse Herausforderung (zeitweise waren es „nur“ 32 Stunden Präsenzzeit). Trotz Vollzeit-Kitaplatz mit optimaler Lauflage zur Kanzlei. Remote-Work war damals noch nicht sehr verbreitet und zudem nicht sonderlich beliebt. Ich entschied mich zu kündigen und etwas eigenes auf die Beine zu stellen.
Von Ablehnung gegenüber Remote-Work keine Spur
In den ersten beiden Jahren habe ich viel für ausländische Kanzleien gearbeitet. Die Frage nach dem Einsatzort war stets schnell geklärt: Ich arbeitete aus meinem heimischen Büro. Ein Problem oder Diskussionsthema war das nie.
Nach und nach fragten auch lokale, ehemalige Kollegen und Empfehlungen an. Doch selbst Klienten in Düsseldorf oder Köln betreute ich überwiegend remote. Ein Umstand, welcher mich bis Anfang 2020 immer wieder zum Nachdenken gebracht hat.
Wie kann es sein, dass mir als Externe mehr vertraut wird, als als langjährige Mitarbeiterin? Oder geht es hierbei womöglich gar nicht um Vertrauen?
2020 hat alte (bequeme) Gewohnheiten auf den Kopf gestellt
2020 hat die Kanzlei- und Beratungslandschaft durchgerüttelt, denn notgedrungen musste zumindest temporär eine Alternative zur Präsenzkultur gefunden werden. Und auch wenn mehrere Kanzleien ihre Berufsträger zum Teil mit unschönen Mitteln wieder ins Office nötigen (einfach mal auf Roll on Friday stöbern), so kann die Tatsache, dass Work-from-Home durchaus praxistauglich ist, nicht abgestritten werden.
Ich bin gespannt, was 2021 in diesem Punkt bringen wird.
Leider war dies auch schon der größte Aufrüttler seit vielen Jahren. Denn auch wenn allerorts von Innovation, Legal Tech, flexibleren Arbeitszeitmodellen und neuen Business Models referiert wird, so handelt es sich dabei nicht selten um neuen Wein in alten Schläuchen. Oder schlimmer noch: um schönen Hochglanzfassaden mit bröckelndem Fundament.
Ich mag hier einigen Kanzleien (und noch mehr Dezernaten) Unrecht tun – und wer sich nicht angesprochen fühlt, darf sich gerne als gutes Beispiel für ein Interview oder Kommentar anbieten.
Unterm Strich ist mir 2020 klargeworden, dass ich mich in meiner Arbeit gefühlt seit mindestens 5 – 6 Jahren im Kreis drehe. Die großen Würfe und Innovationen kommen im M&BD nur vereinzelt an. An mangelnden Ideen der Business Services liegt es jedenfalls nicht!
Culture eats Strategy for breakfast
Kanzleien haben ein Führungs- und Kulturproblem. Solange gemeinsame Werte, Normen und Entscheidungen des Managements von Partnern ignoriert und Fehltritte nicht sanktioniert werden, solange sind Kanzleien nichts anderes als eine Ansammlung von Individuen, welche sich die Büroinfrastruktur teilen.
Folgender Satz, welcher aus einem Interview mit Dr. Ivana Mikešić (Gründerin der Kanzlei R&P Legal und ehemaliger Großkanzleipartnerin) stammt, beschreibt das Ausmaß des Dilemmas treffsicher: „Bedrückend war, dass wir als Associates häufig die uns persönlich vorgelebte Führungspraxis der einzelnen Exponenten, unserer Chefs, nicht nachvollziehen konnten, uns aber aus Interesse an unserer Karriere weitgehend fügten und das hinnahmen.“
Aus „hinnehmen“ wird in vielen Fällen „assimilieren“. Kreislauf schließt sich.
Für mich persönlich war Ende 2020 der tote Punkt erreicht. Ich habe mich in den vergangenen Jahren enorm weiterentwickelt, der Bedarf im Marketing, BD und Recruiting von Kanzleien jedoch nicht oder ungleich langsamer. Zeit also, etwas Neues zu beginnen.
Beginnend 2021 setze ich meinen Fokus auf das Laufbahn- und Business Development-Mentoring junger Rechtsanwält*innen und Berater*innen. Eine Arbeit, die mir schon immer am meisten Spaß gemacht hat und echten Mehrwert liefert. Langjährige Klienten und veränderungsbereite Partnerschaften werde ich auch 2021 weiterhin als Expertin unterstützen – dies allerdings mit deutlich reduziertem Stundenkontingent.
Ich freue mich auf 2021. Wie sind Eure Pläne?
Über Natascha Rausch
Nach 9 Jahren in der Top-Managementberatung und Großkanzlei, hat es mich 2012 in die Selbständigkeit gezogen.
Als externe Expertin unterstütze ich führende Beratungshäuser in den Bereichen Marketing, Business Development und Recruiting. Berufsträger*innen und jungen Gründer*innen stehe ich als erfahrene Laufbahn- und Business-Mentoring zur Seite.
Hier kannst Du Dich mit mir auf Xing und LinkedIn vernetzen.
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